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#665 Reformulierung der kausalen Prämisse des kalam-kosmologischen Arguments

April 10, 2020
F

Sehr geehrter Prof. Craig,

ich bin ein großer Fan Ihrer Arbeit und gehe gerne auf Ihre Website, um Neues über theistische Argumente für die Existenz Gottes zu lernen. Heute habe ich eine Frage über das kalam-kosmologische Argument, das möglicherweise mein Liebling unter Ihren Argumenten ist. Ich habe immer gedacht, dass die erste Prämisse dieses Arguments so selbstverständlich ist wie nur irgendetwas, und staune jedes Mal, wenn ich Menschen finde, die sie anzweifeln. (Interesssanterweise ist mir noch niemand über den Weg gelaufen, der sie außerhalb des Kontextes einer Argumentation für die Existenz Gottes anzweifelt.)

In meinen Diskussionen habe ich oft die Erfahrung gemacht, dass das Wort „Ursache“ die Ursache (Wortspiel beabsichtigt) von viel Verwirrung und Ablehnung ist. Die Leute scheinen es irgendwie als ein bisschen altmodisch zu sehen, als Begriff aus vorwissenschafltichen Zeiten, als es noch keine Quantentheorie gab. Aus diesem Grund habe ich versucht, eine andere Formulierung der Prämisse 1 (P 1) zu finden, die ihren Inhalt und ihre Wahrheit beibehält und gleichzeitig all die Einwände, die der Begriff „Ursache“ mit sich bringt, vermeidet.

Ich weiß, dass Sie selber P 1 zu P 1‘ modifiziert haben („Wenn das Universum zu existieren begann, dann hat es eine Ursache“), um einige dieser Probleme zu vermeiden, aber ich frage mich, ob es nicht noch eine einfachere Formulierung gibt, das das intuitiv Einleuchtende von P 1 (was mir bei P 1‘ etwas schwächer auszufallen scheint) beibehält. Hier mein Vorschlag:

(P 1‘‘) „Alles, was beginnt, kommt aus etwas anderem.“

Ich habe den Eindruck, dass P 1‘‘ besser als P 1 Einwände bezüglich Quantenpartikeln, die angeblich ohne Ursache entstehen, vermeidet, denn es ist offensichtlich, dass sie nicht „aus nichts“ kommen, sondern aus dem „Quantenvakuum“, das ja etwas ist. Aus P 1‘‘ und P 2 („Das Universum begann zu existieren“) würde dann C folgen: „Das Universum kam aus etwas anderem.“ Worauf man auf dieses „etwas anderes“ dieselbe logische Analyse anwenden könnte, um aus seinem Wesen die Eigenschaften abzuleiten, die es mit Gott in Verbindung bringen. Was halten Sie davon? Finden Sie P 1‘‘ genauso wahr und offensichtlich wie P 1? Oder sehen Sie irgendeinen verborgenen Fehler, der mir noch nicht aufgefallen ist? Ich wäre echt dankbar für Ihre Antwort! Gott segne Sie und Ihre Arbeit!

Enric

Spain

Prof. Craigs Antwort


A

Ich sehe zwar keine Notwendigkeit, den Begriff der Kausalität aufzugeben, Enric, aber ich halte Ihre Formulierung für vollkommen akzeptabel und in Ordnung für Menschen, die bei der traditionellen Formulierung ins Stolpern kommen. Wenn Sie sie hilfreich finden, ist das in okay. Ich glaube aber, dass, wenn wir schon in diese Richtung denken, die Umformulierung

(P 1*) „Alles, was zu existieren beginnt, wird durch etwas anderes ins Sein gebracht.“

noch etwas klarer ist. Daraus folgt, dass das Universum durch etwas anderes ins Sein gebracht wurde.

Ich schätze einmal, dass jemand, der die kausale Formulierung ablehnt, auch unsere Umformulierungen ablehnen wird, aber vielleicht haben Sie recht damit, dass solche Umformulierungen, die das Argument von der Sprache der Kausalität frei machen, manchen helfen könnten, die Stärke des Arguments deutlicher zu sehen.

- William Lane Craig