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Die ewige Gegenwart und die Stump-Kretzmann-Ewigkeit

Summary

Eine klassische Schwierigkeit bei einer Auffassung der göttlichen Ewigkeit als Zeitlosigkeit ist, dass es für eine atemporale Gottheit unmöglich zu sein scheint, kausal in der Welt aktiv zu sein. Stump und Kretzmann haben in ihrem einflussreichen Artikel „Ewigkeit“ behauptet, dieses Problem lösen zu können, indem sie eine neue Art von Simultaneität formulieren, nämlich ewig-temporale Simultaneität. Zwar ist ihr Vorschlag auf umfassende Kritik gestoßen, doch dabei wurde nur wenig über ihren Begriff der „ewigen Gegenwart“ gesagt, der ihrer Analyse zugrunde liegt. Hier wird argumentiert, dass es nicht möglich zu sein scheint, Stumps und Kretzmanns Beschreibung der ewigen Gegenwart sinnvoll auszulegen, ohne die göttliche Ewigkeit als eine Art einbettende Hyperzeit zu verstehen.

Quelle: American Catholic Philosophical Quarterly 73 (1999): 521-536.

Einleitung

Viele zeitgenössische Denker würden wahrscheinlich dem Urteil von Nelson Pike zustimmen, dass „ein zeitloses Individuum kein Objekt, keinen Umstand und keinen Sachverhalt produzieren, erschaffen oder herbeiführen könnte“, denn das Handeln des Akteurs würde dadurch zeitlich lokalisiert werden. [1] Die Behauptung von Pike ist in dem Sinne zu verstehen, den mittelalterliche Denker als „kompositen Sinn“ bezeichneten, nämlich: Das, was unmöglich ist, ist, dass ein zeitloses Wesen das Beschriebene tut; und die fraglichen Objekte und Umstände müssen temporal sein, da es leicht ist, sich eine Welt vorzustellen, in der ein zeitloses Wesen zeitlose Objekte (tempuslos) hervorbringt. So verstanden scheint Pikes Behauptung tatsächlich ein wesentliches Problem für die Debatte aufzuwerfen, dass that Gott zeitlos ist. Denn für den christlichen Theismus ist es essentiell, dass jede Realität extra Deum das Produkt von Gottes Schöpfungshandeln ist. Wenn also ein temporales Objekt 0 bei einer Zeit t zu existieren beginnt, ist dieses Ereignis das Ergebnis von Gottes Akt, 0 bei t zu erschaffen. Prima facie bezieht sich der Ausdruck „bei t“ auf „erschaffen“, und datiert somit Gottes Schöpfungshandeln. Doch wenn es eine Zeit gibt, zu der Gott handelte, um 0 zu erschaffen, dann hat Gottes Handeln einen temporalen Ort. Sofern sich also die Handlungen eines Wesens nicht auf irgendeine seltsame Weise von diesem Wesen trennen lassen, folgt daraus, dass Gott einen temporalen Ort hat, was bedeutet, dass er temporal ist.

Gegner der göttlichen Zeitlosigkeit können also so verstanden werden, dass ihrer Meinung nach

l. Gott ist zeitlos,

und

2. Gott ist in der temporalen Welt schöpferisch aktiv

aufgrund der notwendigen Wahrheiten

3. Wenn Gott in der temporalen Welt schöpferisch aktiv ist, steht Gott tatsächlich in einer Relation zur temporalen Welt,

und

4. Wenn Gott tatsächlich in einer Relation zur temporalen Welt steht, dann ist Gott temporal

allgemein logisch unvereinbar sind.

Da (2) ist für den christlichen Theismus essentiell ist, muss (1) aufgegeben werden.

Warum ist anzunehmen, dass (3) und (4) notwendigerweise wahr sind? Bei (3) scheint es nicht vorstellbar, dass Gottes kausale Relation zur Welt und zu den Ereignissen/Dingen in ihr anders als eine reale Relation betrachtet werden könnte. Die Tatsache, dass Gott zur Welt in einer Relation steht wie eine Ursache zu ihrer Wirkung, scheint sogar ein paradigmatisches Beispiel für eine reale Relation zu sein. Bei (4) besteht die intuitive Basis darin, dass es nicht vorstellbar ist, das Sein eines Akteurs von seinen Handlungen und seine Handlungen von ihren Wirkungen so zu trennen, dass die Wirkungen temporal, aber der Akteur zeitlos sein könnten. Aufgrund der realen Relation zwischen einer Ursache und ihrer Wirkung folgt aus der Temporalität der Wirkung auch die Temporalität der Ursache.

Geht man von der Realität der Tempushaftigkeit und der kausalen Relation Gottes zur Welt aus, scheint es in der Tat schwer vorstellbar, wie Gott von der Temporalität der Welt unberührt bleiben könnte. Im ersten Moment der Zeit steht Gott in einer neuen Relation, in der er vorher nicht stand (da es kein Vorher gab!). Man braucht dies nicht als Änderung in Gott zu kennzeichnen (vielleicht folgt daraus ein „Vorher“ und „Nachher“ für ein andauerndes Subjekt), aber es ist eine reale, kausale Relation, die in diesem Moment für Gott neu ist und die er im Zustand der Existenz ohne Schöpfung nicht hat. Selbst wenn der Beginn der temporalen Welt das Ergebnis eines zeitlosen Willens Gottes ist, zeigt die Tatsache, dass die Welt nicht immerwährend ist, sondern aus dem Nichts zu existieren begann, dass Gott im Moment der Schöpfung eine neue Relation erlangt. Im Moment der Schöpfung kommt Gott in die Relation, das Universum zu erhalten, oderzumindest in die Relation, mit dem Universum zu koexistieren – Relationen, die er vorher nicht hatte. Da er die Freiheit hat, das Erschaffen zu unterlassen, hätte es sein können, dass Gott nie in diesen Relationen steht; doch aufgrund seiner Entscheidung, ein temporales Universum zu erschaffen, kommt Gott in dem Moment, in dem die temporale Welt in Existenz kommt, in eine Relation zur temporalen Welt. Thomas von Aquin erklärt:

BEGINQUOTE

Alles, was etwas neu empfängt, muss verändert sein, sei es essentiell oder akzidentell. Nun werden bestimmte Beziehungen Gott neu zugeschrieben; zum Beispiel, dass er Herr oder Herrscher über das ist, was neu zu existieren beginnt. Wenn von Gott also eine Beziehung als wirklich in ihm behauptet wird, würde daraus folgen, dass etwas Gott neu zukommt und dass er somit entweder essentiell oder akzidentell verändert ist… [2]

ENDQUOTE

Da Gott jeden sukzessiven Moment oder jedes sukzessive Ereignis in Existenz hält, erfährt er das Fließen der Zeit und erlangt mit jedem Moment, der vergeht, eine wachsende Vergangenheit. Selbst wenn Gott also bei der Erschaffung der Welt intrinsisch änderungslos bleibt, durchläuft er nichtsdestoweniger eine extrinsische oder relationale Veränderung, die ihn, wenn er nicht schon vor dem Moment der Schöpfung temporal ist, genau in diesem Moment aufgrund seiner realen Beziehung zu dem temporalen, veränderlichen Universum in die Zeit zieht.

Es hilft nicht, sich einfach auf nicht-explanative räumliche Analogien zu berufen, um Gottes zeitliches Aufrechterhalten einer temporalen Welt zu rechtfertigen, wie William Hasker es getan hat: „So wie der nicht-räumliche Gott außerhalb des Raumes handeln kann, um an jedem Punkt im Raum Wirkungen hervorzurufen, so kann der zeitlose Gott außerhalb der Zeit, das heißt in Ewigkeit, handeln, um an jedem Punkt der Zeit Wirkungen hervorzurufen.“ [3] Die Analogie scheitert, gerade weil der Raum nicht tempushaft ist. Gott kann also räumliche Dinge erschaffen, ohne in räumliche Beziehungen zu ihnen zu treten (er muss nicht hier sein, um hier Dinge zu erschaffen); eine Erklärung ist aber dafür nötig, wie Gott temporale Dinge erschaffen kann, ohne in temporale Beziehungen zu ihnen zu treten (wie er Dinge jetzt aufrechterhalten kann, ohne jetzt zu existieren).

Stumps und Kretzmanns ET-Simultaneität

Thomas von Aquin versuchte, eine extrinsische Änderung und damit die Temporalität Gottes abzuwenden, indem er verneinte, dass Gott in irgendeiner realen Beziehung zur Schöpfung steht – eine unvergleichlich schwierige Lehre. [4] Wenn wir dagegen denken, dass Gott aufgrund seines Schöpfungshandelns in der temporalen Welt tatsächlich in einer Beziehung zur Welt steht, dann müssen wir die notwendige Wahrheit

4. Wenn Gott tatsächlich in einer Relation zu der temporalen Welt steht, dann ist Gott temporal

verneinen, um das Argument für göttliche Temporalität zu untergraben.

1981 weckten Eleonore Stump und der inzwischen verstorbene Norman Kretzmann neues Interesse an der Lehre der göttlichen Zeitlosigkeit, indem sie ein Modell der Beziehung Gottes zur Zeit vorschlugen, das angeblich die Möglichkeit demonstriert, wie Gott atemporal sein und doch tatsächlich in einer Relation zur Welt stehen kann. Der Kern des Vorschlags von Stump und Kretzmann ist ihr Begriff einer neuen Art von Simultaneität, die sie „ewig-temporale Simultaneität“ (oder „ET-Simultaneität“) nennen. [5] Sie verstehen den allgemeinen Begriff der Simultaneität als Existenz oder Auftreten auf einmal (das heißt zusammen). „Temporale Simultaneität“ bezeichnet eine Form dieses allgemeinen Begriffs und bedeutet Existenz oder Auftreten zu ein und derselben Zeit. Temporale Simultaneität und Simultaneität sind nicht dasselbe, da zwischen zwei ewigen Entitäten oder Ereignissen eine andere Form des allgemeinen Begriffs der Simultaneität gilt, die als „ewige Simultaneität“ bezeichnet wird und die Existenz oder das Auftreten zu ein und derselben ewigen Gegenwart ist.Die zwei Formen der Simultaneität werden also nach dem spezifischen Inhalt unterschieden, der dem allgemeinen Ausdruck auf einmal oder zusammen zugeschrieben wird. Simultaneität schließt im Allgemeinen Koexistenz oder Ko-Auftreten ein, spezifiziert aber nicht, ob diese Koexistenz oder dieses Ko-Auftreten zu ein und derselben Zeit oder zu ein und derselben ewigen Gegenwart ist.

Stumps und Kretzmanns Definition der ET-Simultaneität hat umfassende Kritik erfahren; aber ihr Begriff „ewige Gegenwart“, der durch ihre Definition vorausgesetzt wird, wurde von den Kommentatoren übersehen. Es ist wichtig, dass Stump und Kretzmann ein kohärentes Verständnis der Natur der ewigen Gegenwart haben, nicht nur, um die von ihnen eingeführte neue Art von Simultaneität zu klären, nämlich ewige Simultaneität, sondern auch, weil der Begriff der Gegenwart – sowohl der temporalen Gegenwart als auch der ewigen Gegenwart – eine herausragende Rolle in ihrer Definition der ET-Simultaneität spielt. Was meinen Stump und Kretzmann also mit dem Ausdruck „ewige Gegenwart?“ Auch wenn die Ewigkeit für Stump und Kretzmann nicht mit Atemporalität äquivalent ist – sie vertreten zum Beispiel die seltsame Auffassung, dass alles, was ewig ist, lebendig ist [6] –, behaupten sie nichtsdestoweniger, dass aus der Ewigkeit Atemporalität folgt. Demnach ist die ewige Gegenwart eindeutig nicht die temporale Gegenwart. Dennoch behaupten sie, dass diese Tatsache „nicht ausschließt, dem Leben … einer solchen Entität Gegenwärtigkeit … zuzuschreiben, und das auch gar nicht tun sollte. Sofern eine Entität Leben ist oder hat, ob vollständig oder in anderer Weise, ist es angemessen, zu sagen, dass sie in einen bestimmten Sinn von ‚gegenwärtig‘ eine gegenwärtige Existenz hat…“ [7] Sie machen klar, um welchen Sinn es sich handelt, indem sie kommentieren: „Keine ewige Entität hat existiert oder wird existieren; sie existiert nur. In diesem Sinn wird von einer ewigen Entität gesagt, dass sie gegenwärtige Existenz hat.“ [8] Die einzige Art, wie eine Entität buchstäblich Gegenwärtigkeit besitzen könnte und es dennoch nie für diese Entität wahr wäre, dass sie existieren wird oder dass sie existiert hat, wäre gegeben, wenn Zeit aus einem einzigen Moment bestehen würde, in dem diese Entität existieren würde. Da eine ewige Entität jedoch atemporal ist, muss Stumps und Kretzmanns Charakterisierung, dass sie gegenwärtige Existenz als nur existierend hat, anscheinend implizieren, dass ihre Existenz buchstäblich tempuslos und somit nur metaphorisch gegenwärtig ist.

Doch hier werden die Dinge kompliziert. Offenbar verleitet durch die Metapher der „ewigen Gegenwart“ fühlen Stump und Kretzmann sich genötigt, zu verneinen, dass die ewige Gegenwart – wie die Gegenwart einer aus einem einzigen Moment bestehenden Zeit – ein flüchtiger Moment ist, der so rasch vergeht, wie er auftritt: „Die ewige, vergangenheitslose, zukunftslose Gegenwart ist nicht augenblicklich, sondern dauerhaft, weil die Ewigkeit eine Dauer zur Folge hat … Die ewige Gegenwart … ist per Definition eine unendlich ausgedehnte vergangenheitslose, zukunftslose Dauer.“ [9] Dadurch werden sie veranlasst, den notorischen Begriff einer „atemporalen Dauer“ zu akzeptieren. Nach Stump und Kretzmann ist „das Leben einer ewigen Entität durch eine anfangslose, endlose, unendliche Dauer charakterisiert.“ [10]

Ihr Eintreten für eine atemporale Dauer hat viel Kritik ausgelöst. Wie Padgett bemängelt, ist „atemporale Dauer“ nur ein Oxymoron, da Dauer einfach die Zeitspanne ist, in der eine Entität andauern könnte. [11] Temporalität ist also in der Bedeutung von „Dauer“ enthalten. Stump und Kretzmann räumen ein, dass ihre Kombination von Dauer und Zeitlosigkeit „die flagranteste der Schwierigkeiten“ darstellt, die mit ihrer Auffassung einhergehen; aber sie versuchen, die Auswirkung abzuschwächen, indem sie behaupten, dass „atemporale Dauer“ eine „Fachterminologie“ ist, die bekannte Wörter auf ungewohnte Weise verwendet, und indem sie anmerken, dass eine fachsprachliche Verwendung bekannter Begriffe – wie „schwarzes Loch“ oder „Urknall“ – in anderen theoretischen Disziplinen häufig vorkommen, ohne beanstandet zu werden. [12] Überraschend an dieser Verteidigung ist, dass Ausdrücke wie „schwarzes Loch“ und „Urknall“ eben gerade keine Fachterminologie sind, sondern gewöhnliche sprachliche Ausdrücke, die jeder Wissenschaftler als metaphorisch erkennt. Nach diesem Muster sollten wir Ausdrücke wie „ewige Gegenwart“ oder „atemporale Dauer“ als geeignete Metaphern für Gottes Existenzweise betrachten. Doch Stump und Kretzmann haben sich darauf festgelegt, die Ewigkeit buchstäblich als eine Art Ausdehnung zu verstehen, die das Paradigma der Dauer ist. [13] Nach ihrer Auffassung ist temporale Dauer „nur eine scheinbare Dauer“, während eine atemporale, unendliche Dauer eine „echte, paradigmatische Dauer“ ist. [14] Im Gegensatz dazu würde kein Wissenschaftler den Urknall als das Paradigma für Explosionen oder schwarze Löcher als das Paradigma für Löcher verstehen. Die Behauptung, dass temporale Dauer nur scheinbar eine Dauer ist, weil ihr die Permanenz der Ewigkeit fehlt, ist genauso lächerlich, wie zu sagen, dass eine Bombenexplosion keine Explosion ist, weil sie nicht die Ausdehnung des Raumes selbst beinhaltet, oder dass eine Perforation kein Loch ist, weil sie keinen Gravitationskollaps beinhaltet. Die Metaphern „schwarzes Loch“ und „Urknall“ sind geeignet, weil die so bezeichneten Entitäten oder Ereignisse an echte Explosionen und Löcher erinnern. Wenn temporale Dauer also eine echte Dauer ist, was sich offenbar nicht bestreiten lässt, dann folgt daraus, dass die Ewigkeit keine echte Dauer ist. [15] Weil er nicht vergeht, erinnert ein ewiger Zustand an etwas, das andauert, aber der terminologische Begriff der Dauer kann nur metaphorisch dafür verwendet werden.

Natürlich kann man „über die terminologischen Neuerungen“ hinausgehen, indem man den terminologischen Begriff der Dauer ganz fallen lässt und die Ewigkeit – wie Stump und Kretzmann es gewöhnlich tun – einfach als eine atemporale Ausdehnung bezeichnen. [16] Die Idee einer atemporalen Ausdehnung ist klar, da der Begriff des Raumes eine Ausdehnung einschließt, die atemporal ist. Wenn man die Ewigkeit nun als eine atemporale Ausdehnung betrachten will, muss man die Natur dieser Ausdehnung mit ihren topologischen und geometrischen Eigenschaften erklären. [17] Stump und Kretzmann räumen jedoch ein, dass die Ewigkeit keine der Eigenschaften hat, die normalerweise mit Ausdehnung in Verbindung gebracht werden. Jede Ausdehnung muss mindestens so beschaffen sein, dass sie als Kontinuum betrachtet werden kann, das heißt man kann in ihr Punkte spezifizieren, die nicht-identisch sind. Doch nach Stump und Kretzmann erfüllt die Ewigkeit nicht einmal diese Mindestanforderung: Sie hat keine tatsächlichen Teile oder Phasen und ist nicht einmal potentiell oder konzeptionell teilbar. [18] Das scheint unweigerlich die Schlussfolgerung nahezulegen, dass diese „Ausdehnung“ sich topologisch nicht von einem einzelnen mathematischen Punkt unterscheidet. Nicht einmal die einfachste Metrik lässt sich für die Ewigkeit nicht-trivial definieren, da nicht-identische Punkt in ihr nicht spezifiziert und schon gar nicht durch eine Relation des Dazwischen-Seins geordnet werden können. Topologisch und geometrisch scheint die Ewigkeit somit keine Form der Ausdehnung zu sein, sondern ein Punkt. [19]

Stump und Kretzmann beantworten diese Kritik zuerst mit der Behauptung, dass nicht gezeigt worden ist, dass Teilbarkeit für Ausdehnung essentiell ist. [20] Sie erklären, dass nach diskreten Theorien der Zeit ausgedehnte, aber unsichtbare Atome (oder Chrononen) existieren. Außerdem ist die scheinbare Gegenwart zwar ausgedehnt, aber als solche nicht teilbar, nicht einmal konzeptionell. Die ewige Gegenwart kann als Gottes scheinbare Gegenwart gedacht werden, die sich auf die Gesamtheit der Zeit erstreckt. Außerdem kann man, selbst wenn Raum und Zeit ein Kontinuum sind, nicht gesetzmäßig verallgemeinern, dass alle Ausdehnungen teilbar sind. Zweitens versuchen Stump und Kretzmann eine Begründung zu geben, warum die Ewigkeit trotz ihrer Unteilbarkeit als eine Ausdehnung betrachtet werden kann. [21] Die Ewigkeit muss als ausgedehnt verstanden werden, weil die Alternative – dass die Ewigkeit zu dem flüchtigen Bereich des Werdens gehört – metaphysisch unmöglich ist. Ewige Ausdehnung oder atemporale Dauer werden analog Gott zugeschrieben, und obwohl man unmöglich feststellen kann, welche Eigenschaften durch temporale und atemporale Ausdehnung bedingt sind, können wir sagen, dass „ewige Dauer … ein Maß der Existenz ist, indem sie einen Grad irgendeiner Form von Permanenz anzeigt, den etwas hat, das fortbesteht – obwohl natürlich göttliche Existenz, Permanenz und Dauer mit temporaler Existenz, Permanenz und Dauer vergleichbar, aber nicht identisch sind.“ [22]

Diese zweifache Antwort ist offensichtlich vergeblich. Erstens gehört es analytisch zum Konzept der Ausdehnung, dass eine Vielzahl von Punkten zumindest konzeptionell in ihr spezifiziert werden können. Damit ewige Dauer ein „Maß der Existenz“ ist, muss tatsächlich eine Metrik zu diesem Kontinuum spezifiziert werden, was ohne eine Vielzahl geordneter, spezifizierbarer Punkte unmöglich ist. Die angeführten Gegenbeispiele von Chrononen und der scheinbaren Gegenwart beruhen auf Missverständnissen. Damit ein Moment der Zeit auch nur ein Chronon ist, muss man schon Momente spezifizieren können, die seine Grenze bilden oder zumindest – wenn seine Grenzen unscharf sind – nicht außerhalb seiner Spanne liegen. Wenn Chrononen 10-23 Sekunden dauern, können wir sie konzeptionell, wenn auch nicht physisch, in Längen von 10-33 Sekunden teilen. [23] Was die scheinbare Gegenwart betrifft, verwechseln Stump und Kretzmann die psychologische Gegenwart mit der ontologischen Gegenwart. Die psychologische Gegenwart hat für uns eine minimale Dauer, doch jedes Zeitintervall, das tatsächlich gegenwärtig ist, lässt sich konzeptionell in kleinere Intervalle teilen. Die ewige Gegenwart ist angeblich jedoch nicht Gottes psychologische Gegenwart, sondern der tatsächliche Modus seiner Existenz. Die Unteilbarkeit seiner psychologischen Gegenwart impliziert nicht die Unteilbarkeit seiner Existenzweise. Wenn seine Existenzweise konzeptionell unteilbar ist, dann ist seine Ewigkeit topologisch punktartig, selbst wenn seine psychologische Gegenwart notwendigerweise den ganzen Umfang der Zeit einnimmt. Und zuletzt beruht die essentielle konzeptionelle Teilbarkeit einer Ausdehnung nicht auf einer zu großen Verallgemeinerung aus den Fällen von Raum und Zeit. Es sind zum Beispiel andere Arten von Ausdehnungen im logischen Raum denkbar, wie ein Temperatur- und Druckverlauf, und sie alle müssen einer Spezifizierung nicht-identischer Punkte entlang der Ausdehnung unterliegen, sonst hat man einfach keine Ausdehnung. Eine Ausdehnung ohne konzeptionell spezifizierbare Punkte ist genauso widersprüchlich wie eine atemporale Dauer.

Wenn wir untersuchen, aus welchen Gründen Stump und Kretzmann die Ewigkeit als eine Ausdehnung verstehen, scheint mir evident zu sein, dass sie durch die Metapher „ewige Gegenwart“ fehlgeleitet wurden. Da sie die Ewigkeit nach dem Modell der tempushaften Gegenwart statt nach einem tempuslosen Zustand auffassen, werden sie dahin geführt, zu verneinen, dass die Ewigkeit diese „radikal flüchtige Existenz“ hat, welche die temporale Gegenwart charakterisiert und die „nicht die Existenz eines absolut vollkommenen Wesens sein könnte“, die eine „permanente, gänzlich unbewegliche Aktualität“ sein muss. [24] Daher nennen sie als ihr explizites Ziel den Versuch, „den Begriff einer Existenzweise zu verfassen, die völlig in einer grenzenlosen Gegenwart besteht, und nicht in einer augenblicklichen.“ [25] Dieser Versuch, Gegenwärtigkeit mit Permanenz zu kombinieren, zwingt sie zu der Schlussfolgerung, dass die ewige Gegenwart „unteilbar ist, wie die temporale Gegenwart, aber atemporal ist, da sie grenzenlos und nicht augenblicklich ist, und dass sie auf diese Weise unendlich fortbesteht.“ [26]

Die beste Auslegung, die ich für die Stump-Kretzmann-Begriffe der ewigen Gegenwart und der atemporalen Dauer finden kann, ist, dass unsere Zeitdimension in eine Hyperzeit eingebettet ist, in der Gott fortbesteht, sodass die gesamte temporale Reihe zu jedem Moment der Hyperzeit gegenwärtig ist (Abbildung 1).

Abb. 1. Die horizontale T-Achse stellt die Hyperzeit dar, in der Gott unendlich fortbesteht. Die vertikale t-Achse stellt die Zeit dar, in der unser Universum fortbesteht. Wenn T2 für Gott gegenwärtig ist, ist die gesamte temporale Reihe von Ereignissen für ihn gegenwärtig.

Nach dieser Auffassung gilt: Obwohl unsere temporale Gegenwart radikal flüchtig ist, sind für Gott in der Hyperzeit – oder Ewigkeit – alle unsere Gegenwarten in Gottes Hyper-Gegenwart gleichermaßen real. In gleicher Weise ist die Hyper-Gegenwart vom Standpunkt jedes temporalen Beobachters permanent und in diesem Sinne ewig. Der gegenwärtige Moment der Hyperzeit umfasst die Gesamtheit der Zeit und ist – als ein Moment – unteilbar. In Gottes ewiger Gegenwart ist die gesamte temporale Reihe von Ereignissen vor ihm dargelegt. Er kann die gesamte Reihe von Ereignisse in diesem einzelnen Hyper-Moment überblicken und an jedem Punkt in unserer temporalen Reihe handeln, ohne sich zu ändern oder auf das Ablaufen von Ereignissen zu warten. Man kann in dem Sinne von Gott sagen, dass er eine atemporale Dauer hat, als er nicht durch die Zeit fortbesteht, sondern in der Hyperzeit, oder Ewigkeit, fortbesteht. Daher erweisen sich die Begriffe der ewigen Gegenwart und der atemporalen Dauer nach diesem Modell als kohärent. [27]

Bemerkenswerterweise deuten mehrere Aussagen von Stump und Kretzmann an, dass sie eine Auffassung genau dieser Art auszudrücken versuchen. Als Antwort auf Brian Leftows Behauptung, dass „die Ewigkeit punktartig und nicht ausdehnungsartig“ [28] ist, da nach der Auffassung von Stump und Kretzmann die Ewigkeit keine distinkten Positionen enthalten kann, erklären sie zum Beispiel: „Diese Schlussfolgerung gilt nur, wenn sie die Möglichkeiten jeglicher Existenzweisen erschöpft, sie entweder als linienartig oder als punktartig zu beschreiben, und es gibt keinen guten Grund für die Annahme, dass Existenzweisen, die auf der Leiter des Seins höher anzusiedeln sind oder mehr Dimensionen haben als unsere, in dieser Weise begrenzt sind.“ [29] Hier berufen sie sich ausdrücklich auf eine höhere dimensionale Realität, um zu erklären, wie das, was uns als Punkt erscheint, in einer höheren Dimension ausgedehnt ist. Wieder stellen sie fest: „Nach der Lehre der Ewigkeit ist die ewige Gegenwart anhaltend, umfasst Zeit und ist unbegrenzt.“ [30] Hier wird die Ewigkeit als eine unendliche, einbettende Dimension verstanden, in der die Zeit existiert. Zuletzt versuchen Stump und Kretzmann ihr Modell zu veranschaulichen, indem sie die Versuche einer dreidimensionalen Person beschreiben, ihre räumliche Lokalisierung eindimensionalen Geschöpfen durch räumlich-indexalische Ausdrücke wie „hier“ zu beschreiben. [31] Diese Analogie legt nahe, die Ewigkeit als eine Hyperzeit auszulegen, in der Gott versucht, seinen Geschöpfen in der Zeit zu kommunizieren, dass sie alle unabhängig von ihrem temporalen Ort „jetzt“ existieren. Durch eine Auslegung der Ewigkeit als einer einbettenden Hyperzeit wird nicht nur viel von dem kohärent, was Stump und Kretzmann sagen, sondern sie wird auch durch nicht wenige ihrer eigenen Aussagen nahegelegt.

Nichtsdestoweniger ist offensichtlich, dass Stump und Kretzmann eine solche Auslegung ihrer Auffassung nicht akzeptieren würden. Die Hauptschwierigkeit liegt in der Tatsache, dass Gott in der Hyperzeit nicht sein ganzes unaufhörliches Leben vollständig auf einmal haben könnte. Wir könnten dieses Problem beseitigen, indem wir die Hyperzeit auf einen einzelnen Hyper-Moment beschränken, in dem die ganze Reihe der temporalen Ereignisse im Universum existiert; doch eine solche Lösung ist kaum annehmbar, da Gott dann eine flüchtige Existenz in der Hyperzeit haben würde. Wenn sein Leben sich in der Hyperzeit erstreckt, dann verschiebt sich die Hyper-Gegenwart für Gott ständig und unser ganzes Universum verläuft vor ihm in einem flüchtigen Hyper-Moment. Wir könnten diese Schwierigkeit zum Teil lösen, indem wir sagen, dass Gott unsere Zeitdimension durch die Hyperzeit erhält, sodass sie nicht augenblicklich vergeht (Abbildung 2).

Abb. 2. Indem die Zeit durch Momente der Hyperzeit aufrechterhalten wird, erlangt Zeit Breite und Länge.

Würde Gott beschließen, aus der unendlichen Hyper-Vergangenheit heraus Zeit zu erschaffen und sie in die unendliche Hyper-Zukunft hinein zu erhalten, würde nichts in der Zeit für Gott je vorübergehen. Doch wenn Hyperzeit tempushaft ist, bleibt trotzdem gegeben, dass Gott nicht sein ganzes Leben auf einmal besitzen würde.

Vielleicht könnten wir dieses Problem vermeiden, indem wir verneinen, dass Hyperzeit tempushaft ist, sodass Gottes Leben tempuslos als eine B-Reihe von Ereignissen existiert. Doch dann hat Gott immer noch zumindest die Erfahrung eines hyper-temporalen Werdens und hat in diesem Sinn nicht sein ganzes Leben auf einmal. Vielleicht könnten wir den Vorschlag von Stump und Kretzmann aufgreifen, dass Gottes scheinbare Gegenwart in der tempuslosen Hyperzeit die gesamte Hyperzeit umfasst, sodass er in der Erfahrung oder metaphysisch nichts verliert oder gewinnt. Doch ich habe an anderer Stelle auf die fatalen Mängel einer solchen Auffassung über Gottes zeitliches Handeln in einer tempuslosen Zeit hingewiesen, und dasselbe gilt für die Hyperzeit. [32] Gott könnte nicht zu einem bestimmten Moment der Hyperzeit Zeit erschaffen oder vernichten, da alle Momente der Hyperzeit ihm gleichermaßen als „jetzt“ erscheinen. Doch vielleicht könnte man einen letzten Schachzug durchspielen: Wir könnten Gottes Hyperzeit als tempuslos und aus einem einzigen Hyper-Moment zusammengesetzt auslegen, der für Gott scheinbar gegenwärtig ist und in den unsere Zeitdimension eingebettet ist. Nach dieser Auffassung besteht die Ewigkeit aus einem einzigen tempuslosen Moment der Hyperzeit, in dem Gott unsere gesamte temporale Reihe von Ereignissen erschafft. Dieser Hyper-Moment ist keine Dauer, aber genauso wenig ist er flüchtig, da er tempuslos ist. Gott erscheint er als gegenwärtig, aber es gibt kein Problem mit einem zeitlichen Handeln, da die Hyperzeit, oder Ewigkeit, aus einem einzigen Moment besteht. Ein solches Modell kommt dem klassischen Begriff der Ewigkeit überraschend nahe. Der zentrale Unterschied liegt in der Tatsache, dass klassische Verteidiger der Ewigkeit sie als einen Zustand der Zeitlosigkeit verstanden, nicht als eine einbettende hyper-temporale Dimension. Wenn wir die Ewigkeit als Hyperzeit auslegen, folgt daraus, dass Gott an mindestens einem Moment der Zeit existieren muss, an dem seine hyper-temporale Weltlinie (und sei sie nur ein Punkt) und die Weltlinie des Universums sich schneiden. [33] So wäre es seltsamerweise an einem willkürlichen Punkt in der Zeit wahr zu sagen: „Gott existiert jetzt.“ Vor dieser Zeit wäre es wahr, zu behaupten: „Gott wird existieren.“ Und danach wäre es wahr, zu sagen: „Gott existierte.“ Paradoxerweise wurden wir zu einem solchen Modell dadurch gezwungen, dass wir versuchten, eine kohärente Interpretation der Stump-Kretzmann-Begriffe der atemporalen Dauer, der ewigen Ausdehnung und der ewigen Gegenwart zu bieten; doch sie alle wurden durch das vorgeschlagene Modell aufgegeben. Außerdem hängt das Modell der hyper-temporalen Ewigkeit in seiner metaphysischen Möglichkeit von der tempuslosen Theorie der Zeit ab, da Gottes Hyperzeit, wenn nicht unsere Zeit, als tempuslose Zeit aufgefasst wird. Doch Stump und Kretzmann sind darauf bedacht, ein Modell der Ewigkeit darzulegen, das mit Theorien der Zeit vereinbar ist, die essentiell tempushaft sind. So würden sie in zweifacher Weise Einwände gegen eine Auslegung der Ewigkeit als tempuslose Hyperzeit erheben.

Zusammenfassung

Letztlich konnte ich also kein akzeptables, kohärentes Modell der Stump-Kretzmann-Ewigkeit finden. Diese negative Schlussfolgerung verlangt, dass wir Ausdrücke wie „ewige Gegenwart“ und „atemporale Dauer“ als Metaphern betrachten, die für Gottes Existenzweise angemessen sind. Stump und Kretzmann räumen dies praktisch ein, indem sie solche Ausdrücke als völlig analogisch charakterisieren. Denn eine analogische Behauptung ohne einen eindeutigen, konzeptionellen Inhalt kann nicht mehr sein als eine Metapher. [34] Solche Metaphern sind für die göttliche Ewigkeit passend, weil sie uns vermitteln, dass Gottes zeitloser Zustand nicht wie ein temporaler Moment vergeht, dass er permanent ist. Das Gegenteil von Flüchtigkeit ist nicht Dauer oder Ausdehnung, sondern Permanenz. Permanenz ist eigentlich das, was Stump und Kretzmann unbedingt bewahren wollen, und diese Eigenschaft der Ewigkeit wird in Theorien der göttlichen Zeitlosigkeit durch Gottes tempuslose Existenz und sein tempusloses Handeln gewährleistet, nicht durch inkohärente Begriffe wie atemporale Dauer oder konzeptionell unteilbare Ausdehnung. [35] Verteidiger der göttlichen Zeitlosigkeit, die Ewigkeit als topologisch punktartig verstehen, haben Gottes Permanenz dadurch nicht im mindesten beeinträchtigt. Wenn wir die Ewigkeit als tempuslos existierenden Zustand verstehen, der topologisch wie ein Punkt ist, dann können zwei ewige Entitäten beide tempuslos auf demselben Punkt lokalisiert werden, der die Ewigkeit darstellt. Daher ergibt „ewige Simultaneität“ einen Sinn. Doch wenn eine Entität ewig und die andere temporal ist, dann stellt sich die Frage nach der Angemessenheit von Stumps und Kretzmanns Definition der ET-Simultaneitätsrelation, eine Frage, die ich an anderer Stelle aufgegriffen habe. [36] 

(Übers.: Marita Wilczek)

Link to the original Artikel in English: http://www.reasonablefaith.org/the-ewig-present-and-stump-kretzmann-Eternity

  • [1]

    Nelson Pike, God and Timelessness, Studies in Ethics and the Philosophy of Religion (New York: Schocken Books, 1970), S. 110.

  • [2]

    Aus dem Englischen übersetzt aus: Thomas von Aquin, Summa contra gentiles 2. 12. 5. Zur Erörterung siehe Michael-Thomas Liske, „Kann Gott reale Beziehungen zu den Geschöpfen haben?“, in: Theologie und Philosophie 68 (1993): 224.

  • [3]

    William Hasker, God, Time, and Knowledge, Cornell Studies in the Philosophy of Religion (Ithaca, N.Y.: Cornell University Press, 1989), S. 154.

  • [4]

    Siehe die Erörterung in meinem Beitrag „The Tensed vs. Tenseless Theory of Time: A Watershed for the Conception of Divine Eternity“, in: Questions of Time and Tense, hrsg. von Robin Le Poidevin (Oxford: Oxford University Press, 1998), S. 223-231.

  • [5]

    Stump und Kretzmann formulieren folgende Definition der ET-Simultaneität:

    Für jedes x und für jedes y gilt, dass x und y dann und nur dann ET-simultan sind, wenn

    (i) entweder x ewig und y temporal ist, oder vice versa; und

    (ii) für einen Beobachter A in dem einzigartigen ewigen Bezugssystem x und y beide gegenwärtig sind – d. h. entweder x ist ewig gegenwärtig und y wird als temporal gegenwärtig beobachtet, oder vice versa; und

    (iii) für einen Beobachter B in einem der unendlich vielen temporalen Bezugssysteme x und y beide gegenwärtig sind – d. h. entweder x wird als ewig gegenwärtig beobachtet und y ist temporal gegenwärtig, oder vice versa.

    (Eleonore Stump und Norman Kretzmann, „Eternity“, in: Journal of Philosophy 78 [1981]: 441).

  • [6]

    Diese Eigenschaft einer ewigen Entität lesen sie irrtümlich in Boethius‘ Erklärung hinein (siehe William Lane Craig, „Boethius on Theological Fatalism“, Ephemerides theologicae Lovanienses 64 [1988]: 324-347).

  • [7]

    Stump and Kretzmann, „Eternity“, S. 434.

  • [8]

    Ibid.

  • [9]

    Ibid., S. 435.

  • [10]

    Ibid., S. 433.

  • [11]

    Alan Padgett, God, Eternity and the Nature of Time (New York: St. Martin's, 1992), S. 67: „Stump und Kretzmann haben das falsche Wort gewählt. Das Wort ‚Dauer‘ bedeutet ein Zeitintervall, nämlich das Zeitintervall, in dem etwas andauert. Der Begriff einer atemporalen Dauer ist deshalb ein Widerspruch in sich‘; so auch Stephen T. Davis, Logic and the Nature of God (Grand Rapids, Mich.: Wm. B. Eerdmans, 1983), S. 19; Richard M. Gale, On the Nature and Existence of God (Cambridge: Cambridge University Press, 1991), S. 48; Katherin A. Rogers, „Eternity Has No Duration“, Religious Studies 30 (1994): 7.

  • [12]

    Eleonore Stump und Norman Kretzmann, „Eternity, Awareness, and Action“, in: Faith and Philosophy 9 (1992): 464-465.

  • [13]

    Stump und Kretzmann, „Eternity“, S. 444-445; idem, „Atemporal Duration: a Reply to Fitzgerald“, in: Journal of Philosophy 84 (1987): 216, 218.

  • [14]

    Stump und Kretzmann, „Atemporal Duration“, S. 218.

  • [15]

    So Brian Leftow, Time and Eternity, Cornell Studies in the Philosophy of Religion (Ithaca, N.Y.: Cornell University Press, 1991), S. 125-127.

  • [16]

    Stump and Kretzmann, „Eternity, Awareness, and Action“, S. 465-466.

  • [17]

    Paul Fitzgerald, „Stump and Kretzmann on Time and Eternity“, in: Journal of Philosophy 82 (1985): 260-269.

  • [18]

    Stump und Kretzmann, „Eternity, Awareness, and Action“, S. 46; vgl. idem, „Atemporal Duration“, S. 215: „Nichts, das mit göttlicher Einfachheit unvereinbar ist, kann als E-Dauer gelten“; vgl. S. 218-219. Helm bemängelt zu Recht, dass „atemporale Dauer“ so qualifiziert wird, dass nur die bloßen Wörter übrig bleiben (Paul Helm, Eternal God [Oxford: Clarendon Press, 1988], S. 35). Seltsamerweise scheinen Stump und Kretzmann in „Atemporal Duration“ auf S. 216 tatsächlich eine begriffliche Teilbarkeit für eine atemporale Dauer zuzulassen: Kontinuierliche Zeit, erklären sie, ist nicht aus tatsächlichen oder auch potentiellen Teilen zusammengesetzt, sondern „sie ist begrifflich potentiell teilbar.“ Und Fitzgerald nennt keinen Grund für die Annahme, dass die Subphasen einer E-Dauer anders zu behandeln wären als diejenigen einer temporalen Dauer … da die potentielle Teilbarkeit einer Dauer nur eine begriffliche ist, besteht keine Diskrepanz zwischen einer möglichen Teilbarkeit einer E-Dauer und Gottes Wesen als reiner Aktualität.“

    Hier scheinen sie die Idee zu billigen, dass eine Dauer als Ganzes jedem darin spezifizierbaren Intervall oder Punkt logisch vorausgeht, und die Möglichkeit zu unterstützen, Ewigkeit in dieser Weise zu verstehen. Ihre ausgereifte Auffassung scheint einer solchen Unterstützung klar zu widersprechen. Wenn wir die Ewigkeit als eine begrifflich teilbare Dauer auslegen, dann lassen sich metrische Fragen nicht vermeiden. Ist beispielsweise für zwei beliebige nicht-identische Punkte a und b in der Ewigkeit die Distanz (a, b) > 0? Wenn nicht, wie unterscheidet sich die Ewigkeit von einem Punkt? Wenn ja, wie besitzt Gott sein Leben „auf einmal“? In ähnlicher Weise gilt: Ist für drei beliebige Punkte a, b und c, wenn b zwischen a und c ist, die Distanz (a, b) > (a, c)? Dieselben zwei Fragen ergeben sich bei verneinenden und bejahenden Antworten auf die Frage.

  • [19]

    Die beste Analogie für die Stump-Kretzmann-Ewigkeit, die ich mir vorstellen kann, wäre eine Reihe von Punkten mit einer lichtartigen Trennung in der Minkowski-Raumzeit. Die Metrik eines solchen Kontinuums verlangt, dass das Intervall – oder der Raumzeit-Abstand – zwischen beliebigen zwei Punkten entlang der Strecke eines Lichtstrahls in vacuo Null beträgt. Das ist sogar bei Ereignissen gegeben, die mit einem Abstand von Millionen Jahren und einer Entfernung von Millionen Lichtjahren auftreten: Ihr Raumzeit-Abstand beträgt Null. Lucas und Hodgson kommentieren: „Topologie befasst sich mit ‚Nähe‘, mit Punkten und Reihen von Punkten, die eng beieinander liegen, das heißt einen Abstand haben, der gegen Null geht. In einem gewöhnlichen Raum kann der Abstand zwischen zwei Punkten nur dann Null sein, wenn die zwei Punkte zusammenfallen, doch im Minkowski-Raum sind zwei Punkte auf der Strecke eines Lichtstrahls – nach unserem Kriterium – nicht getrennt, selbst wenn – nach intuitiver Einschätzung – ein großer Abstand zwischen ihnen liegt. Während also in einem gewöhnlichen Raum zwei Punkte nur dann nahe sind, wenn der Abstand zwischen ihnen gegen Null geht, was nur geschehen kann, wenn sie selbst tatsächlich zusammenfallen, können im Minkowski-Raum zwei Punkte als einander topologisch nahe betrachtet werden, ohne auch nur annähernd zusammenzufallen“ (J. R. Lucas und S. E. Hodgson, Spacetime and Electromagnetism [Oxford: Clarendon Press, 1990], S. 34-35).

    Vielleicht könnten Stump und Kretzmann göttliche Ewigkeit modellhaft durch die Weltlinie eines Lichtstrahls darstellen, indem sie einräumen, dass sie doch aus einer Vielzahl von Punkten besteht, aber eine Metrik hat, sodass der Abstand zwischen zwei beliebigen Punkten Null beträgt. Eine solche Eigenschaft könnte vielleicht als Beispiel dafür interpretiert werden, wie Gott sein ganzes Leben auf einmal hat. 

  • [20]

    Stump und Kretzmann, „Eternity, Awareness, and Action“, S. 466-468; idem, „Atemporal Duration, S. 215-216.

  • [21]

    Stump und Kretzmann, „Eternity, Awareness, and Action“, S. 468-469; idem, „Atemporal Duration“, S. 218-219.

  • [22]

    Stump und Kretzmann, „Eternity, Awareness, and Action“, S. 469.

  • [23]

    Siehe G.J. Whitrow, The Natural Philosophy of Time, 2. Aufl. (Oxford: Clarendon Press, 1980), S. 201:

  • [24]

    „Die Akzeptanz der Ideen einer räumlichen und temporalen Atomarität in der Physik schließt natürlich nicht aus, dass wir in unseren Berechnungen mathematische Begriffe des Raumes und der Zeit anwenden, die eine numerische Kontinuität beinhalten, doch die unendliche Teilbarkeit, die mit diesen Begriffen einhergeht, wird dann rein mathematisch sein und keine physikalische Entsprechung haben.“

  • [25]

    Relevant in dieser Hinsicht ist auch Philip L. Quinn, „On the Mereology of Boethian Eternity“, in: International Journal for Philosophy of Religion 32 (1992): 57.

  • [26]

    Stump und Kretzmann, „Atemporal Duration“, S. 218; vgl. idem, „Prophecy, Past Truth, and Eternity“, in: Philosophy of Religion, hrsg. von Jas. Tomberlin, Philosophical Perspectives 5 (Atascadero, Calif.: Ridgeway Publishing, 1991), S. 396: „Die Existenz eines absolut vollkommenen Wesens muss eine unteilbar anhaltende gegenwärtige Aktualität sein.“

  • [27]

    Stump und Kretzmann, „Atemporal Duration“, S. 218.

  • [28]

    Ibid.

  • [29]

    Seltsamerweise kann ET-Simultaneität bei dieser Neuinterpretation jedoch nicht bestehen bleiben, da Simultaneität in einer zweidimensionalen Zeit in Bezug auf eine Dimension relativiert wird; so erklärt es Murray MacBeath in „Time’s Square“, in: The Philosophy of Time, hrsg. von R. Le Poidevin und M. MacBeath, Oxford Readings in Philosophy (Oxford: Oxford University Press, 1993), S. 196.

  • [30]

    Leftow, Time and Eternity, S. 128.

  • [31]

    Stump und Kretzmann, „Eternity, Awareness, and Action“, S. 471.

  • [32]

    Ibid., S. 466.

  • [33]

    Ibid., S. 470-473. Leider ist die Analogie durch eine falsche Verwendung indexalischer Ausdrücke verfehlt. In der eindimensionalen Welt sollen die Geschöpfe ein absolutes Hier erkennen, welches der Ort des Geschöpfes ist, das den mittleren Punkt des Liniensegmentes einnimmt, welches ihre Welt ist. Diese Analogie zielt eindeutig darauf, ein räumliches Tempus analog zu „jetzt“ zu konstruieren. Doch der Versuch schlägt fehl; für Geschöpfe an anderen Stellen des Liniensegments kann der spezifizierte Punkt nicht wirklich als hier betrachtet werden, sondern als dort. Er kann nur durch das Geschöpf, das ihn einnimmt, wirklich als hier betrachtet werden. Nach der üblichen Auffassung über räumliche Indizes ist keiner der Punkte auf der Linie objektiv hier oder dort, da es sich um Person-abhängige Ausdrücke für räumlich tempuslose Tatsachen handelt. Objektive räumliche Tempora machen es erforderlich zu sagen, dass es in der postulierten eindimensionalen Welt wirklich objektive, Person-unabhängige Tatsachen gibt wie Der Endpunkt ist hier oder Der Mittelpunkt ist da vorn. Doch sie verlangen nicht die Absurdität, dass nur ein einzelner Punkt im Raum die Eigenschaft hat, hier zu sein. Das wäre gleichbedeutend mit der Aussage, dass nur ein einzelner Punkt in der Zeit je die Eigenschaft hat, jetzt zu sein, während ein objektives Tempus nur verlangt, dass jedes Mal, wenn der Ausdruck „jetzt“ korrekt verwendet wird, die Zeit der Verwendung objektiv gegenwärtig ist. Stump und Kretzmann wurden offenbar generell durch das Wort „absolut“ irregeführt, das sie den Worten „hier“ und „gegenwärtig“ vorausschicken. Das Ergebnis ist: Wenn die 3-D-Person zu dem 1-D-Geschöpf sagt: „Wir sind hier alle zusammen“, wird das 1-D-Geschöpf erkennen, dass der Ausdruck „hier“ ein anderes Denotat hat, als wenn er durch es selbst verwendet wird, so wie es erkennt, dass jedes seiner Mitgeschöpfe seinen eigenen Ort auf dem Liniensegment als „hier“ bezeichnen würde. Signifikant ist auch, dass die 3-D-Person tatsächlich dieselbe einzelne Dimension hat wie die 1-D-Geschöpfe; sie ist nur deshalb nicht auf der Linie, weil sie in der zweiten und dritten Dimension nicht auf ihr ist, und Koordinaten können ihr in dieser geteilten Dimension zugeordnet werden. In ähnlicher Weise müsste ein hyper-temporales Wesen, das mit unserer temporalen Welt kausal verbunden ist, unsere temporale Dimension an mindestens einem Punkt teilen, an dem die Dimensionen sich schneiden.

  • [34]

    Siehe die Erörterung in meinem Beitrag „On the Argument for Divine Timelessness from the Incompleteness of Temporal Life“, in: Heythrop Journal 38 (1997): 165-171.

  • [35]

    Dies scheint die Hyperzeit zu sein, bei der Gott kausal handelt, um die Zeit und das Universum zu erschaffen. Da dieser Punkt der Überschneidung der Zeit und der Hyperzeit gemeinsam ist und jede Zeit sein könnte, folgt daraus, dass Gott die Welt – sagen wir – 1898 erschaffen haben könnte – oder vielleicht die Welt noch gar nicht erschaffen hat! Aus Gottes Perspektive würde eine solche mittelzeitige Erschaffung keine Retrokausalität einschließen, da Gott in der Hyperzeit handelt, um die gesamte Zeitlinie in einem einzigen Hyper-Moment zu erschaffen, aber für uns temporale Geschöpfe würde sein Handeln scheinbar eine Retrokausalität einschließen, da es auch in einem Moment der gewöhnlichen Zeit geschieht. Schwierigkeiten dieser Art könnten durchaus Zweifel an der metaphysischen Möglichkeit höherer temporaler Dimensionen wecken, im Gegensatz zu höheren räumlichen Dimensionen.

  • [36]

    Siehe William S. Alston, „Aquinas on Theological Predication: A Look Backward and a Look Forward“, in: Reasoned Faith, hrsg. von Eleonore Stump (Ithaca, N.Y.: Cornell University Press, 1993), S. 145-178.

  • [37]

    Zu einer Analyse der Permanenz siehe Quentin Smith, „A New Typology of Temporal and Atemporal Permanence“, in: Noûs 23 (1989): 307-330, und Leftow, Time and Eternity, S. 132-133. Ich sollte nur hinzufügen, dass Leftow „instants“ (Augenblicke, die ohne Dauer sind) mit „moments“ (die eine willkürlich kurze Dauer von Nicht-Null haben) gleichsetzt. Ewigkeit ist nicht wie ein einzelner Moment, der sowohl ein erster als auch ein letzter Moment ist; sie ist vielmehr wie ein „Augenblick“ und hat daher keine erste oder letzte endliche Periode der Existenz.

  • [38]

    Es ist bemerkenswert, dass Simultaneität in der vorgeschlagenen Definition nicht als gemeinsame Lokalisierung definiert wird, sondern als eine gemeinsame Eigenschaft. Relativ zu einer Lokalisierung entweder in der Zeit oder in der Ewigkeit wird sowohl von x als auch von y gesagt, dass sie gegenwärtig sind. Dies ist keine gemeinsame Lokalisierung (Gegensatz: „in der Gegenwart“), da x und y nicht beide in der „ewigen Gegenwart“ noch in irgendeiner temporalen Gegenwart lokalisiert sind. Ein solches Verfahren erscheint seltsam, da eine gemeinsame Eigenschaft zweier Entitäten relativ zu irgendeiner Lokalisierung für Simultaneität kaum genügt. Relativ zu dem ewigen Bezugssystem sind zum Beispiel Gott und Jones beide intelligent, aber sie sind damit nicht in irgendeiner Weise simultan. Doch wenn es um die Eigenschaft der Gegenwärtigkeit geht, können wir meiner Meinung nach ein solches Verfahren sinnvoll erklären. Wir könnten zum Beispiel temporale Simultaneität definieren, indem wir sagen, dass x und y dann und nur dann simultan sind, wenn x und y relativ zur Zeit t beide gegenwärtig sind. Das Problem bei der Stump-Kretzmann-Definition ist, dass das Wort „gegenwärtig“ in der Definition sich auf völlig verschiedene Eigenschaften bezieht, nämlich auf temporale Gegenwärtigkeit und ewige Gegenwärtigkeit, sodass keine gemeinsame Eigenschaft enthalten ist. Die Tatsache, dass die „ewige Gegenwart“ metaphorisch zu verstehen ist, unterstreicht diese Schlussfolgerung nur. Wir können dieses Problem nicht umgehen, indem wir tempuslose, Token-reflexive Wahrheitsbedingungen relativ zur Ewigkeit oder zu Momenten der Zeit für Aussagen wie „y ist gegenwärtig“ setzen, da es in der Ewigkeit sowie in den meisten Momenten der Zeit keine solche Token gibt. Wir müssen vielmehr eine gemeinsame Eigenschaft von Gott und von temporalen Entitäten relativ zu ihren jeweiligen Bezugssystemen finden, die intuitiv genügt, um eine Simultaneitätsrelation zu begründen. Ich denke, dass die Essenz der Stump-Kretzmann-Definition bewahrt würde, wenn wir sagen würden, dass relativ zum jeweiligen Bezugssystem „x und y beide real sind“, indem relativ zu dem ewigen „Bezugssystem“ das eine ewig real ist und das andere als temporal real beobachtet wird oder indem relativ zu einem Moment der Zeit das eine temporal real ist und das andere als ewig real beobachtet wird. Es ist nicht nur so, dass real tatsächlich das eindeutige Element zu sein scheint, das der ewigen Gegenwart und der temporalen Gegenwart gemeinsam ist; Stump und Kretzmann revidieren später ihre Definition der ET-Simultaneität so, dass sie tempuslos ist. Ihre Verwendung des Wortes „gegenwärtig“ ist also verwirrend und, wie ich fürchte, nicht konsistent. Sie sprechen sogar von räumlichen Lokalisierungen, die für einen nicht-räumlichen Gott gegenwärtig sind. Wenn Stump und Kretzmann auf einer gemeinsamen Eigenschaft der buchstäblichen Gegenwärtigkeit beharren, dann fürchte ich, dass die Inkohärenz ihres Begriffs der ewigen Gegenwart auch ihre Definition der ET-Simultaneität zunichte machen wird.