#182 Ist die Ursache des Universums ein unverursachter, personaler Schöpfer des Universums, der ohne das Universum anfanglos, änderungslos, immateriell, zeitlos, raumlos und enorm mächtig ist?
July 26, 2018Sehr geehrter Prof. Craig,
Ihre wissenschaftlichen Recherchen in natürlicher Theologie waren mir eine große Hilfe bei meinen spirituellen Nachforschungen. Durch den Einfluss, den Sie und andere Philosophen hatten, bin ich kein Atheist mehr sondern ein bescheidener Agnostiker. Ich habe aber immer noch einige Schwierigkeiten, Ihre Schlussfolgerung des kalām-kosmologischen Argumentes (im folgenden kurz KKA) zu akzeptieren. Die ersten zwei Prämissen und die Schlussfolgerung stellen für mich kein besonderes Problem dar, aber es fällt mir schwer, die vierte Prämisse zu akzeptieren, die Sie im Blackwell Companion to Natural Theology so explizieren:
P4: Wenn das Universum eine Ursache hat, dann existiert ein unverursachter, personaler Schöpfer des Universums, der ohne das Universum anfanglos, änderungslos, immateriell, zeitlos, raumlos und enorm mächtig ist.
Aus mehreren Gründen, die ich der Einfachheit halber nicht aufzählen werde, denke ich nicht, dass Sie irgendeine dieser Eigenschaften begrifflich aus Prämisse 3 ableiten können. (Ja, die Liste der Gegenargumente ist lang, leider. Aber da Sie so viele Zuschriften erhalten, dachte ich, dass ich Ihnen meine sämtlichen Vorbehalte gegen das KKA am besten gleich in einer einzigen Monster-Frage schicke statt in einer Serie, da Sie wahrscheinlich nicht in der Lage wären, sie alle als Einzelfragen zu beantworten.)
1. Wenn die letzte Schlussfolgerung des KKA gültig ist, dann haben wir es mit der Existenz eines körperlosen Geistes zu tun. Doch das scheint inkohärent zu sein, wie viele Ihrer atheistischen Kritiker hervorgehoben haben! Nun kann ich wahrscheinlich davon ausgehen, dass Sie darauf antworten würden, dass ein Geistwesen außerhalb von Raum und Zeit in keiner Weise explizit inkohärent ist, und dass Sie mir die Beweislast zuschieben würden, den entsprechenden Nachweis zu liefern. Doch diese Antwort scheitert aus zwei Gründen. Erstens: Selbst wenn ich nicht zeigen kann, dass ein körperloser Geist logisch oder metaphysisch unmöglich ist, bedeutet dies nicht, dass er existiert. Man könnte dasselbe über zeitlose, raumlose, immaterielle Schildkröten sagen, die die Erde aufrechterhalten und Erdbeben verursachen – ein solches Konzept ist nicht explizit inkohärent, aber dennoch würde man so etwas nicht glauben! Aber zweitens denke ich, dass es einen Beweis gibt, dass ein körperloser Geist unmöglich ist. Bei jedem Beispiel eines Geistes, das wir je gesehen haben, ist der Geist raum-zeitlich und an einen Körper gebunden; deshalb sind wir schon aus rein induktiven Gründen berechtigt, die Existenz eines körperlosen Geistes zu verwerfen. Warum etwas postulieren, das buchstäblich jeder unserer bisherigen Erfahrungen widerspricht? Außerdem können wir den Geist nur in zeitlichen und räumlichen Begriffen verstehen; Lieben, Entscheiden, Handeln und Erschaffen sind alles raum-zeitliche Phänomene; somit ist es gar nicht möglich, dass ein zeitloser, raumloser Geist das Universum erschuf. Um das Gegenteil zu beweisen, müsste man ein Modell entwickeln, in dem personale Merkmale auf einen zeitlosen und raumlosen Geist ausgeweitet werden, was dann die Beweislast ganz auf Ihre Schultern laden würde.
2. Dann stellen Sie fest, dass die Ursache des Universums zeitlos und raumlos sein muss, denn sonst hat man die Existenz von Raum und Zeit, bevor Raum und Zeit existieren, was ein Widerspruch ist. Aber dieser Schritt geht mit einer Reihe von Annahmen einher. Woher weiß man, dass es nicht andere Regionen der Raumzeit außerhalb des Universums gegeben haben könnte? Sie müssten erst zeigen, dass es diese nicht gegeben haben kann, um Ihren Punkt zu beweisen. Doch noch schlimmer ist, dass Sie in Ihrem Artikel durchgängig voraussetzen, dass Ihre Argumente gegen aktuale Unendlichkeit nur für eine differenzierte Zeit gelten; es ist immer noch möglich, dass die Ursache des Universums in einem undifferenzierten Sinn temporal ist, was bedeutet, dass Ihre sämtlichen Unterargumente für die Personhaftigkeit der Ursache scheitern würden, da sie voraussetzen, dass die Ursache des Universums zeitlos ist.
3. Sie sagen, dass die Ursache des Universums änderungslos sein muss, aber da gibt es ein kleines Problem. Wenn Gott, ein zeitloses Wesen, das Universum erschuf, dann erfolgte eine Änderung von einem zeitlosen, raumlosen Zustand zu einem raum-zeitlichen Zustand, was zeigt, dass Zeitlosigkeit keine Änderungslosigkeit bedingt.
4. Dann berufen Sie sich auf Ockhams Rasiermesser, um zu zeigen, dass es nur eine Ursache des Universums geben kann. Aber betrachten Sie als Beispiel einmal Folgendes:
1. Ich habe genau ein Kind.
2. Ich habe genau zwei Kinder.
Ohne eine Kenntnis der Demographie zu Kindern in den Vereinigten Staaten wären Sie nicht berechtigt, die eine oder die andere dieser beiden Behauptungen zu akzeptieren, da sie beide denselben Erklärungsumfang haben (die meisten Menschen haben tatsächlich 2 Kinder). Betrachten Sie nun dies:
1. Ich habe genau ein Kind.
2'. Ich habe mehr als ein Kind.
Hier ist der Erklärungsumfang von [2'] größer als von [1], denn [2'] ist in mehr Fällen wahr als [1]. Aber wenn wir dieselbe Überlegung auf die Ursache des Universums anwenden, würden wir feststellen, dass es multiple Ursachen statt einer einzigen geben muss, da es wahrscheinlicher ist, dass das Universum von zwei, drei oder vier Personen erschaffen wurde, als von nur einer. Dies zeigt, dass Einfachheit nur ganz besonderen Fällen wahrheitsförderlich ist.
5. Als Nächstes benutzen Sie ein Dilemma, um zu verdeutlichen, dass die Ursache des Universums personal sein muss. Sie sagen, dass abstrakte Objekte und ein Geistwesen die einzigen zeitlosen und raumlosen Größen sind, die wir kennen, und da abstrakte Objekte keine kausale Wirkung haben können, muss die Ursache des Universums ein Geist sein. Aber bei dieser Ableitung habe ich mehrere Vorbehalte. Erstens nennen Sie ein falsches Dilemma. Wie Sie in Ihrem Podcast über das Euthyphron-Dilemma zu Recht feststellen, ist die Hauptprämisse eines echten Dilemmas die Disjunktion einer Proposition und ihrer Verneinung. Das abstrakte von Ihnen präsentierte Objekt-Geist-Dilemma entspricht dieser Beschreibung sicher nicht. Weiter halte ich es für möglich, dass abstrakte Objekte kausale Wirkkraft haben können. Zum Beispiel sind das Zweite Gesetz der Thermodynamik und das Gesetz vom ausgeschlossenen Dritten abstrakte Objekte, doch sie veranlassen das Universum, an Entropie zu wachsen, und verhindern, dass die Propositionen sowohl wahr als auch falsch sind. Pruss erklärt dazu in seinem Blackwell-Artikel:
"Eine radikale Antwort darauf ist, das Dogma in Frage zu stellen, dass Propositionen und Zahlen kausal wirkungslos sind. Warum sollten sie es sein? Platons Idee des Guten sieht ganz so aus wie eines der Abstrakta, aber in den mittleren Dialogen sehen wir es als explanatorisch wirksam, indem die Republik ihre Rolle analog zur Rolle der Sonne sieht, die Leben hervorbringt. Es mag als Kategorie-Fehler erscheinen, davon zu sprechen, dass eine Proposition oder eine Zahl irgendetwas verursacht, aber warum sollte es das sein? Zugegeben: Propositionen und Zahlen werden oft als nicht räumlich-zeitlich betrachtet. Aber woher kommt die Auffassung, dass etwas räumlich-zeitlich sein muss, um eine Ursache zu sein? Wenn wir Newton gegen Leibniz zustimmen, dass Bewegung aus der Distanz zumindest eine metaphysische Möglichkeit ist, obwohl die gegenwärtige Physik dies vielleicht nicht als etwas Aktuales bestätigt, verschwindet der Zwang, Räumlichkeit oder sogar Raum-Zeitlichkeit an sich als wesentlich für Kausalität zu verstehen – die Einschränkung, die eine räumlich-zeitliche Relation zwischen kausalen Relata verlangt, ist genauso fraglich wie die Einschränkung, die physischen Kontakt verlangt.
Zugegeben: Eine Erklärung der Kausalität nach Hume, nach der Kausalität nichts als eine ständige Konjunktion ist, gilt nur für Dinge in der Zeit, da man nach Hume die Ursache nach der temporalen Priorität von der Wirkung unterscheidet. Doch sofern wir nicht dogmatisch dieser humeschen Erklärung verpflichtet sind – in einem Maß, das uns veranlasst, die Existenz von Gottheiten und anderen nicht räumlich-zeitlich kausal wirksamen Wesen dogmatisch a priori zu leugnen –, sollte dies uns nicht weiter beunruhigen.
Außerdem gibt es tatsächlich einen Grund für die Annahme, dass Propositionen und Zahlen kausale Beziehungen eingehen. Das primäre Problem in der Epistemologie der Mathematik ist, wie wir so etwas wie eine Zahl kennen können, da eine Zahl nicht die Ursache irgendeiner Empfindung oder Überzeugung in uns sein kann. Es ist plausibel, dass unsere Überzeugung, dass irgendeine Sache x existiert, nur dann ein Wissen darstellen kann, wenn entweder x selbst eine kausale Rolle dabei hat, dass wir zu dieser Überzeugung kommen, oder wenn irgendeine Ursache von x eine solche kausale Rolle hat. Der erstere Fall tritt ein, wenn wir am Rauch erkennen, dass es ein Feuer gab, und der letztere Fall, wenn wir am Klang eines entzündeten Streichholzes erkennen, dass es ein Feuer geben wird. Doch wenn etwas nicht in irgendwelche kausalen Beziehungen eintritt, dann scheint es so zu sein, dass unsere Annahme darüber in keiner Weise durch diese Sache oder durch irgendetwas mit ihr Verbundenes beeinflusst wird, und daher wird unsere Überzeugung, wenn sie mit der Realität übereinstimmt, dies nur zufällig tun, und somit nicht als Wissen. Natürlich gibt es Versuche, das Dogma zu überdenken, dass Zahlen weder etwas verursachen noch selbst verursacht werden können."
Außerdem: Selbst wenn die Ursache des Universums kohärent ein Geist sein könnte (obwohl ein Geist einen Körper und Zeit braucht, um zu handeln), zeigt dies nicht, dass die Ursache personal ist. Es könnte der Fall sein, dass der Geist, der das Universum erschuf, nicht personal ist, ähnlich wie ein gehirntoter Mensch, oder dass ihm ein libertärer freier Wille fehlt, ähnlich wie bei einer Maschine. Wenn das so wäre, dann würde nicht einmal der Nachweis, dass die Ursache des Universums ein Geist war, zeigen, dass es Gott war.
6. Und zuletzt: Ihre Verwendung des islamischen Prinzips der Determination – das besagt, dass nur ein libertärer Akteur (oder Partikularisierer), der die Erschaffung des Universums von Ewigkeit her will, erklären kann, warum das Universum zu existieren begann, statt nicht zu existieren –, um zu beweisen, dass die Ursache des Universums personal ist, ist fehlerhaft. Zuerst und vor allem sollten wir nach Ockhams Rasiermesser zurückhaltend die anfängliche Singularität des Urknalls als die Ursache des Universums akzeptieren, statt die Kausalkette darüber hinaus auf Gott auszudehnen. Nun, Sie können sich nicht auf das Prinzip der Determination berufen, um die Singularität als letzte Ursache des Universums abzuweisen, weil sie nicht als eine mechanische Reihe notwendiger und ausreichender Bedingungen operiert. Es ist vielmehr, um Greg Scorzo zu zitieren, „ein gesetzloser und indeterministischer Punkt, der potentiell jede Konfiguration von Teilchen zu jeder Zeit mit gleicher Wahrscheinlichkeit emittieren kann.“ Doch um fair zu sein, lehnen Sie die Existenz der Singularität ab, indem Sie in Ihrem mit Quentin Smith veröffentlichten Buch sagen, dass sie ontologisch mit nichts äquivalent ist und dass „ein Objekt, das keine räumlichen Dimensionen und keine zeitliche Dauer hat, kaum geeignet sein kein, überhaupt ein physisches Objekt zu sein, sondern eher eine mathematische Konzeptualisierung ist“ (S. 199). Doch das finde ich überhaupt nicht überzeugend. Erstens bedeutet die Tatsache, dass etwas eine mathematische Konzeption ist, nicht, dass es nicht-existent ist; wie Sie sicher wissen, haben viele Philosophen argumentiert, dass abstrakte Objekte tatsächlich existieren, obwohl sie nicht-räumlich und nicht-zeitlich sind. Zudem ist auch Gott zeitlos und raumlos, doch Sie bezeichnen Gott nicht als einen konzeptuellen Formalismus. Doch noch schädlicher ist, dass diese antirealistische Position Ihren anderen Argumenten für den Anfang des Universums widerspricht. Denn bei einer Urknall-Kosmologie ist die anfängliche Singularität eine ontologische Konsequenz der thermodynamischen Ausbreitung des Universums, was bedeutet: Wenn Sie eine antirealistische Position in Bezug auf die Singularität einnehmen, dann sollten Sie damit auch Ihr Argument für Prämisse 2 des KKA aufgrund des zweiten Gesetzes der Thermodynamik verwerfen.
Weiter benutzen Sie das Prinzip der Determination, um zu erklären, warum das Universum vor 13 Milliarden Jahren statt früher oder später oder sogar überhaupt nicht zu existieren begann. Doch das wirft mehrere Probleme auf. Zunächst setzt dies eine newtonsche absolutistische Auffassung der Zeit voraus, bei der die Zeit unendlich lange existierte, sogar vor dem Universum. Nach dieser Auffassung will Gott die Existenz des Universums von Ewigkeit her, wobei „Ewigkeit“ als „unendliche Zeit“ definiert ist. Nun fragen Sie in Ihrem ersten Buch über das kalām-kosmologische Argument 1979: „Wenn der Urknall in einer superdichten kleinen Kugel geschah, die von Ewigkeit her existierte, warum geschah der Urknall dann vor nur 15 Milliarden Jahren? Warum wartete die Materie-Kugel nicht in alle Ewigkeit, um zu explodieren?“ (S. 117). Doch wenn wir – wie Sie es tun – ein relationale Auffassung der Zeit vertreten und folglich „Ewigkeit“ mit „Zeitlosigkeit“ synonym setzen, dann ergibt diese Frage keinen Sinn, denn das Universum konnte nicht „früher“ explodieren oder „warten“, da es in einem zeitlosen Zustand existiert hätte. Es ergibt nur bei einer newtonschen Auffassung der Zeit einen Sinn, den ihre philosophischen und wissenschaftlichen Argumente für Prämisse 2 des KKA abstreiten. Außerdem untergräbt Ihre Analyse der Ewigkeit die Argumentation für Gott als Ursache des Universums, denn die atemporale Singularität kann ebenfalls eine ewige Ursache sein, die einen temporalen Effekt erzeugt. Und da Sie sagen, dass Gott, weil er ewig ist, keine Ursache verlangt, könnte man Ockhams Rasiermesser auf die Singularität anwenden und sie so ebenfalls davon ausnehmen, eine Ursache zu haben. Um also Ihre philosophische Verteidigung von Prämisse 2 und Ihre Verpflichtung gegenüber dem orthodoxen Theismus und die letzte Schlussfolgerung des KKA aufrechtzuhalten, schwanken Sie ungewollt zwischen einer relationalen und einer newtonschen Auffassung der Ewigkeit.
Doch selbst wenn wir das alles beiseite lassen, ist ein personaler Schöpfer nicht die einzige Möglichkeit, den Anfang des Universums von Ewigkeit her zu erklären. Schließlich könnte eine indeterministische, nicht personale Ursache die Lösung sein oder es könnte etwas völlig anderes sein, an das noch niemand gedacht hat. Um deduktiv zu zeigen, dass ein libertärer Akteur verursacht hat, dass das Universum existiert, müsste man sämtliche anderen Optionen ausschöpfen, was aus meiner Sicht nicht geleistet werden kann. Und dieser Punkt ist entscheidend, denn wenn man das nicht tun kann, dann hat man kein schlagendes deduktives Argument, um das von mir erwähnte induktive Argument gegen einen körperlosen Geist außer Kraft zu setzen.
Insgesamt denke ich also, dass das KKA scheitert, und das nicht etwa wegen seiner wissenschaftlichen oder philosophischen Prämissen, die Sie mit größtem Einsatz verteidigt haben, sondern wegen seiner theologischen Prämisse, deren Verteidigung Sie im Blackwell Companion nur fünf Seiten widmen. Nun verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Es ist nicht so, dass ich nicht an Gott glauben will – ganz im Gegenteil wünsche ich mir wirklich, dass Gott existieren würde. Doch solange diese Einwände, die ich für nicht lösbar halte, nicht adäquat beantwortet sind, kann ich mich nicht dazu bringen, das KKA zu akzeptieren, von einem umfassenden Theismus ganz zu schweigen. Wenn Sie also irgendwelche Einsichten zur Beantwortung dieser Fragen haben, Prof. Craig, würde ich sie nur zu gern hören. Wie ich schon sagte: Ich schätze Sie sehr und wäre dankbar, wenn Sie diese bedauerlich langen Einwände in Erwägung ziehen könnten.
Danke für Ihre Zeit,
Cyrus
United States
Prof. Craigs Antwort
A
Wow, Cyrus, das ist eine ordentliche Portion! Auch wenn einige dieser Einwände falsch konstruiert zu sein scheinen, werfen viele von ihnen substantielle Fragen auf, die eine Antwort verdienen. Damit ich sie alle durchgehen kann, muss ich meine Antworten sehr kurz fassen.
Es ist wichtig, diese Einwände in einer anderen Reihenfolge zu behandeln, als Sie sie präsentieren, da meine Argumente aufeinander aufbauen. Zum Beispiel ist eines meiner Argumente für die Personalität der Ursache ihre Zeitlosigkeit und Immaterialität, also muss man diese Eigenschaften erörtern, bevor man zu den Argumenten für die Personalität der Ursache kommt. Wir müssen die Einwände also in der richtigen logischen Reihenfolge betrachten.
Doch bevor wir das tun, wollen wir festhalten, was Sie nicht in Frage stellen: Dass es eine Ursache für den Anfang des Universums gibt und dass diese Ursache selbst unverursacht, anfanglos und enorm mächtig ist. Soweit sind wir uns einig.
Zuerst also die Frage: Ist diese erste unverursachte Ursache änderungslos? Die Antwort lautet: „Ja“, wenn meine Argumente gegen die Möglichkeit eines unendlichen Regresses von Ereignissen stichhaltig sind. Da Sie diese Argumente nicht in Frage stellen, können wir darin übereinstimmen, dass es ein absolut erstes Ereignis gibt. Da eine Änderung ein Ereignis ist, muss die Ursache des ersten Ereignisses somit änderungslos sein.
Dagegen wenden Sie ein:
3. Wenn Gott das Universum erschuf, dann erfolgte eine Änderung von einem zeitlosen Zustand zu einem raum-zeitlichen Zustand, was zeigt, dass Zeitlosigkeit keine Änderungslosigkeit bedingt.
Ich stimme zu, dass Gott sich änderte, indem er das Universum erschuf. Doch das beweist nur, dass Er nicht unveränderlich ist. Verwechseln Sie Änderungslosigkeit nicht mit Unveränderlichkeit. Ein zeitloses Wesen muss änderungslos sein, doch daraus folgt nicht, dass es unveränderlich (zu einer Änderung unfähig) ist. Sie verwechseln eine de facto Eigenschaft mit einer modalen Eigenschaft. Gott kann ohne das Universum änderungslos aber veränderlich sein.
Nun wissen wir also, dass die Ursache des Universums ohne das Universum änderungslos ist. Daraus folgen einige wichtige Eigenschaften. Erstens ihre Immaterialität. Alles, was materiell ist, ändert sich ständig, zumindest auf der molekularen und der atomaren Ebene. Wir haben es hier also mit einem immateriellen Wesen zu tun. Zweitens ihre Zeitlosigkeit. Nach einer relationalen Auffassung der Zeit existiert die Zeit in der völligen Abwesenheit von Ereignissen nicht. Ein änderungsloser Zustand muss also ein zeitloser Zustand sein. Selbst bei einer nicht-relationalen Auffassung der Zeit könnte die Zeit bestenfalls eine undifferenzierte Zeit sein, in der buchstäblich nichts geschieht; keine Änderung tritt ein. Drittens ihre Raumlosigkeit. Alles, was im Raum existiert, muss temporal sein, da es zumindest extrinsisch eine Änderung in Bezug auf die Dinge seiner Umgebung erfährt. Unsere Ursache muss also Raum und Zeit transzendieren, zumindest während das Universum nicht existiert.
Dies disqualifiziert sofort Ihren Einwand:
2. Die Ursache könnte in anderen Regionen der Raum-Zeit außerhalb des Universums existiert haben.
Denn sie weisen nicht die Merkmale der Änderungslosigkeit, Immaterialität, Zeitlosigkeit und Raumlosigkeit auf. Außerdem wurde diese Spekulation bereits durch die Argumente gegen einen infiniten Regress von Ereignissen (auch in anderen Regionen der Raumzeit) untergraben und im Licht unserer Diskussion über Szenarien von Multiversen als unwahrscheinlich erwiesen.
Wir haben also eine unverursachte, anfanglose, änderungslose, immaterielle, zeitlose, raumlose und enorm mächtige Ursache des Universums. Schon jetzt zeigt sich, dass es nichts Derartiges in einer naturalistischen Weltanschauung gibt; aber es entspricht genau dem klassischen Theismus. Es gibt aber noch mehr! Erörtern wir nun, ob diese Ursache personal ist. Ich nenne drei Argumente für die Personalität der ersten Ursache.
Erstens das Argument in Anlehnung an das islamische Prinzip der Determination, dass nur ein freier Akteur den Ursprung einer temporalen Wirkung mit einem Anfang durch eine änderungslose, zeitlose Ursache erklären könnte. (Siehe die Darlegung des Arguments entweder im Blackwell Companion, S. 193-194, oder in Reasonable Faith[1] (Wheaton 2008, S. 153-154.)
Sie wenden ein:
6. Wir sollten nach Ockhams Rasiermesser zurückhaltend die anfängliche Singularität des Urknalls als die Ursache des Universums akzeptieren, statt die Kausalkette darüber hinaus auf Gott auszudehnen.
Diese Erwiderung ist nichtig, denn wenn die anfängliche kosmologische Singularität ein physikalischer Zustand ist, wie Sie annehmen, dann ist sie der erste Zustand des Universums (sein anfänglicher Grenzpunkt) und hat somit vor einer endlichen Zeit angefangen zu existieren. Sie kann nicht aus dem Nichts ins Sein gekommen sein, wie Sie bestätigen. Es muss also eine transzendente Ursache für den ersten Zustand des Universums geben. Hier wird mein zweites – von Swinburne entlehntes – Argument für die Personalität der ersten Ursache relevant. Ich erkläre:
"Es gibt zwei Arten kausaler Erklärungen: wissenschaftliche Erklärungen in Form von Gesetzen und Anfangsbedingungen und personale Erklärungen in Form von Akteuren und ihren Absichten... Nun kann ein erster Zustand des Universums keine wissenschaftliche Erklärung haben, da es davor nichts gibt, und somit kann er nicht in Form von Gesetzen erklärt werden, die auf Anfangsbedingungen einwirken. Er kann nur durch einen Akteur und seine Absichten erklärt werden, also nur eine personale Erklärung haben." (Blackwell Companion to Natural Theology, S. 192-193)
Ockhams Rasiermesser hat nichts damit zu tun. Die Frage ist, ob alles, was anfängt zu existieren, eine Ursache hat.
Wenn die Singularität dagegen nur eine mathematische Idealisierung ist, dann existiert sie natürlich nicht und kann somit nicht die Ursache von irgendetwas sein. Ihre Antwort, dass mathematische Objekte von einigen Philosophen als reale Objekte betrachtet werden, weist auf ein Missverständnis über das Wesen von Idealisierungen in der Wissenschaft hin. Idealisierungen wie ein Punkt der Unendlichkeit, an dem sich zwei parallele Linien treffen, werden als nicht-existent betrachtet; das ist gerade der Punkt, weshalb sie Idealisierungen genannt werden. Sie sind nützliche Fiktionen.
Was das Zweite Gesetz der Thermodynamik betrifft, verlangt es die Endlichkeit der Vergangenheit und nicht, dass die Singularität ein physikalischer Zustand war. Ich denke, Sie verwechseln Penroses Verteidigung dessen, was er die Weylkrümmungshypothese nennt, mit der Gültigkeit des Zweiten Gesetzes. Zahlreiche Kosmologen akzeptieren die Gültigkeit des Zweiten Gesetzes, ohne die Behauptung von Penrose zu akzeptieren, dass die anfängliche Singularität das Zweite Gesetz erklärt.
Sie sagen, ich benutze das Prinzip der Determination, um zu erklären, warum das Universum vor 13 Milliarden Jahren statt früher oder später zu existieren begann. Das hat mich überrascht, denn ich dachte, meine Position ist immer gewesen, dass diese Frage sinnlos ist, da ich eine relationale Auffassung der Zeit vertrete. In dem Abschnitt, den Sie zitieren, ging es darum, genau zu beweisen, dass der Urknall nicht in einer superdichten kleinen Kugel geschah, die von Ewigkeit her existierte! Zeit (und Raum) kam mit dem Urknall in Existenz, und deshalb ist es sinnlos zu fragen, warum sie nicht früher geschah. Somit gibt alles, was Sie über die newtonsche Zeit vor der Schöpfung sagen, überhaupt nicht meine Auffassung wieder.
Und zuletzt: Ihre Berufung auf „eine indeterministische, nicht personale Ursache oder etwas völlig anderes, an das noch niemand gedacht hat“ hat einfach keinen Wert als alternative Erklärung, weil wir überhaupt keine Vorstellung haben, wovon Sie sprechen. Wenn die Ursache für den Ursprung des Universums eine nicht personale, indeterministische Ursache ist, dann muss sie eine unpersönliche, indeterministische Ursache sein, die ebenfalls unverursacht, anfanglos, änderungslos, immateriell, zeitlos, raumlos und enorm mächtig ist. Aber was ist das? Was Sie vorgeschlagen haben, ist keine alternative Erklärung sondern nur leere Worte.
Beachten Sie: Würde man zulassen, dass solche Argumentationen eine vorgeschlagene Erklärung untergraben, wäre die Wissenschaft lahmgelegt, denn bei jeder beliebigen Erklärung, mit der man konfrontiert ist, könnte man sich immer auf ein unbekanntes „Etwas“ als die wirkliche Ursache berufen. Sicher würden Sie zustimmen, dass dies abwegig wäre.
Ich denke also, dass dieses Argument ein sehr starker Grund ist anzunehmen, dass eine unverursachte, anfanglose, änderungslose, immaterielle, zeitlose, raumlose und enorm mächtige Ursache des Universums auch ein freier Akteur ist.
In der jüngeren Vergangenheit hat meine Arbeit über abstrakte Objekte mich davon überzeugt, dass es ein viel schnelleres und direkteres Argument für die Personalität der ersten Ursache des Universums gibt. Mir wurde klar, dass die Beschreibung „unverursacht, anfanglos, änderungslos, immateriell, zeitlos, raumlos und enorm mächtig“ – abgesehen von der letzten Eigenschaft – eine Beschreibung ist, die auch abstrakte Objekte wie Zahlen charakterisiert. Auch ist mir außer einem Geist oder einem abstrakten Objekt nichts anderes bekannt, was nach Auffassung der Philosophen die Eigenschaften besitzt, unverursacht, anfanglos, änderungslos, immateriell, zeitlos und raumlos zu sein. Da abstrakte Objekte jedoch grundsätzlich kausal wirkungslos sind, folgt daraus, dass die Ursache des Universums ein Geist sein muss.
Ihre Antwort lautet:
1. Ein körperloser Geist ist inkohärent.
Wirklich? Warum denken Sie das? Was ist Ihr Argument? Der Ball ist jetzt in Ihrem Feld.
Sie müssen berücksichtigen, dass 1) weniger ein Einwand gegen das kalām-Argument ist als ein positives Argument für den Atheismus. Da Gott nach dem klassischen Theismus ein körperloser Geist ist, kann Gott nicht existieren, wenn 1) wahr ist. Das atheistische Argument lautet tatsächlich:
(i) Wenn Gott existiert, ist Er ein körperloser Geist.
(ii) Ein körperloser Geist ist inkohärent.
(iii) Somit existiert Gott nicht.
Es ist Sache des Atheisten, irgendein Argument für seine Prämisse (ii) zu geben. Einfach zu vermuten, dass ein körperloser Geist inkohärent ist, würde die entscheidende These einfach voraussetzen, anstatt Argumente dafür zu bringen (Fehlschluss der "petitio principii").
Sie haben zwei Antworten auf diese Herausforderung. Erstens: „Selbst wenn ich nicht zeigen kann, dass ein körperloser Geist logisch oder metaphysisch unmöglich ist, bedeutet dies nicht, dass er existiert.“ Natürlich nicht, Cyrus! Wer hat je gedacht, dass die Tatsache, dass man nicht zeigen kann, dass etwas inkohärent ist, ein positives Argument wäre, dass es existiert? Ich nicht! Stattdessen habe ich ein Argument gegeben, das – wenn es logisch gültig ist und wahre Prämissen hat – zeigt, dass eine unverursachte, anfanglose, änderungslose, immaterielle, zeitlose, raumlose und enorm mächtige Ursache des Universums existiert. Das Einzige, worauf diese Beschreibung zutrifft, ist ein körperloser Geist. Nun ist es an Ihnen zu zeigen, dass dies inkohärent ist, wenn Sie dieser Meinung sind.
Zweitens denken Sie, „dass es einen Beweis gibt, dass ein körperloser Geist unmöglich ist.“ Ah, jetzt kommen wir weiter! Was ist nun Ihr Beweis? „Bei jedem Beispiel eines Geistes, das wir je gesehen haben, ist der Geist raum-zeitlich und an einen Körper gebunden; deshalb sind wir schon aus rein induktiven Gründen berechtigt, die Existenz eines körperlosen Geistes zu verwerfen.“ Das ist sehr schwach, Cyrus! Sie müssten einen Grund nennen, warum ein körperloser Geist inkohärent und somit unmöglich ist. Ihr Beweis leistet das in keiner Weise. Wenn Sie nun aber ein Dualist sind, der denkt, dass Menschen aus Geist und Körper bestehen, dann ist der Geist eine Substanz, die sich – selbst wenn sie an einen Körper gebunden ist – vom Körper unterscheidet, und dann wird selbst die Frage des menschlichen Überlebens nach dem Tod des Körpers zu einem aktuellen Thema, ganz zu schweigen davon, ob es einen Geist geben kann, der nie an einen Körper gebunden ist. Welche Evidenz gibt es, dass ein Geist nicht eine immaterielle Substanz ist, die ohne einen Körper existieren kann?
Sie fragen: „Warum etwas postulieren, das buchstäblich jeder unserer bisherigen Erfahrungen widerspricht?“ Nun, aus den drei Gründen, die ich dafür genannt habe, warum die Ursache des Universums plausibel personal ist. Tatsächlich habe ich drei Argumente für die Existenz mindestens eines körperlosen Geistes gegeben. Nun ist es an Ihnen zu sagen, warum das nicht der Fall sein kann.
Zuletzt sagen Sie: „Wir können den Geist nur in zeitlichen und räumlichen Begriffen verstehen; Lieben, Entscheiden, Handeln und Erschaffen sind alles raum-zeitliche Phänomene; somit ist gar nicht möglich, dass ein zeitloser, raumloser Geist das Universum erschuf.“ Hier haben wir nun endlich ein Argument für die Inkohärenz meiner Schlussfolgerung. Das Problem ist: Ich habe es bereits widerlegt. Sehen Sie in den entsprechenden Kapiteln in Time und Eternity (Wheaton 2008, S. 77-86) oder in God, Time, und Eternity (Dordrecht 2001, S. 43-55) nach, ob der Begriff einer zeitlosen Person kohärent ist.
(Ich frage mich, ob das Problem zum Teil darin liegt, dass Nicht-Philosophen, wenn ich behaupte, dass die Ursache des Universums entweder ein Geist oder ein abstraktes Objekt ist, meinen, ich würde die aktuale Existenz solcher Dinge behaupten. Nein, nein, ich behaupte nur, dass dies die bekannten Kandidaten für etwas sind, das dieser Beschreibung entsprechen könnte. Dass ich nicht von der aktualen Existenz dieser Dinge ausgehe, zeigt sich an der Tatsache, dass ich stark zu der Annahme neige, dass abstrakte Objekte in Wirklichkeit nicht existieren. Ich nenne sie aber als Kandidaten, weil sie der Beschreibung weitgehend entsprechen würden.)
Das führt uns zu dem Einwand:
5. Die Ursache des Universums könnte ein abstraktes Objekt sein.
Was Ihren Punkt über Dilemmata betrifft, ist mein Argument logisch valide, selbst wenn die Alternativen nicht Widersprüche sind: A oder B; nicht B, somit A. Sie hinterfragen die zweite Prämisse, indem Sie behaupten, dass abstrakte Objekte vielleicht in kausalen Beziehungen stehen können.
Cyrus, Sie sollten erkennen, wie verzweifelt dieser Einwand ist. Unter Metaphysikern wird nahezu universal anerkannt, dass kausale Impotenz für abstrakte Objekte charakteristisch und sogar entscheidend ist. Wenn das die Richtung ist, die Sie einschlagen, dann wird die Verzweiflung, mit der Sie das Argument um jeden Preis abstreiten, allen deutlich werden.
Sie erklären: „Das Zweite Gesetz der Thermodynamik und das Gesetz vom ausgeschlossenen Dritten sind abstrakte Objekte, doch sie veranlassen das Universum, an Entropie zu wachsen, und verhindern, dass die Propositionen sowohl wahr als auch falsch sind.“ Cyrus, bitte! Das Zweite Gesetz selbst verursacht überhaupt nichts; es ist die darin beschriebene physikalische Wirklichkeit, die kausale Wirkungen hat. Die logischen Beziehungen zwischen Propositionen – wie Implikation, Kontradiktion und so weiter – sind keine kausalen Beziehungen. Das Gesetz vom ausgeschlossenen Dritten steht nicht in einer Kausalbeziehung zu Propositionen, um zu verhindern, dass sie irgendwie widersprüchliche Wahrheitswerte annehmen.
Was das Zitat von Alexander Pruss betrifft, werde ich wiederholen, was ich in Frage der Woche 109 über Alex sagte: Er ist ein sehr freier Denker, der es liebt, Argumente an die Wand zu werfen und zu schauen, ob sie haften bleiben. In diesem Fall haftet das Argument nicht. Platons Formen sind ganz anders als das, was zeitgenössische Theoretiker unter abstrakten Objekten verstehen. Eines der Probleme, die Platons Auffassung belasten, ist das berühmte Argument des „dritten Menschen[2]“, um zu erklären, wie die Formen selbst mit konkreten physischen Objekten – wie er behauptet – in Beziehung stehen könnten. Außerdem sollte inzwischen klar sein, dass ich mit Pruss darin übereinstimme, dass Nicht-Raumzeitlichkeit keine Akausalität voraussetzt. Das Problem bei abstrakten Objekten ist nicht einfach, dass sie außerhalb von Raum und Zeit sind, sondern dass sie keine Akteure sind und somit buchstäblich nichts tun können. Sie haben keine Macht oder Fähigkeit, zu handeln. Was das epistemologische Argument betrifft, gilt dieses merkwürdigerweise weithin als das stärkste Argument gegen die Realität abstrakter Objekte! (Siehe mein Buch Creation out of Nothing, Grand Rapids 2004, S. 171.) Niemand denkt, dass dies beweist, dass abstrakte Objekte in einer kausalen Beziehung zu uns stehen; dies wird vielmehr als Beweis verstanden, dass sie nicht existieren!
Nun stimme ich Ihnen zu, dass dieses Argument allein uns nur einen Geist gibt, der das Universum erschuf, und nicht einen Geist oder eine Person mit einem Bewusstsein des eigenen Selbst. Aber schon das geht weit über das hinaus, was der Atheismus oder der Naturalismus erwägen könnten. Wenn es durch meine anderen Argumente ergänzt wird, ist es Teil einer starken kumulativen Argumentation für die Personalität der ersten Ursache des Universums.
Zum Schluss haben wir den Einwand:
4. Das Argument beweist nicht, dass der Monotheismus wahr ist.
Diesen Punkt räume ich ein. Ich habe nie behauptet, dass das Argument beweist, dass es genau einen personalen Schöpfer des Universums gibt. Doch wie Sie anmerken, verlangt Ockhams Rasiermesser, dass wir die Ursachen nicht unnötig vervielfachen. Wir sind nur berechtigt, solche Ursachen zu postulieren, die notwendig sind, um die Wirkung zu erklären. Alles, was in diesem Fall erforderlich ist, ist die Behauptung eines personalen Schöpfers. Weitere Entitäten (also z.B. mehrere Schöpfer) zu postulieren wäre nicht gerechtfertigt.
Was Ihre Illustration über die Kinder betrifft, muss ich gestehen, dass ich Sie nicht verstehe. Zu sagen, dass (2') wahrscheinlicher ist als (1), verlangt irgendeine Hintergrundinformation, anhand derer sich die Wahrscheinlichkeit beurteilen lässt. Wären Sie zum Beispiel ein gebürtiger Chinese, dann wäre aufgrund der Ein-Kind-Politik in China (1) wahrscheinlicher als (2'). Ähnlich ist es bei Ihrer Aussage, dass es wahrscheinlicher ist, dass das Universum viele personale Schöpfer hat, als genau einen: Ich kann mich nur fragen, welche Hintergrundinformation eine so seltsame Schlussfolgerung rechtfertigen würde.
Wäre ich aufgefordert, den Monotheismus zu rechtfertigen, würde ich das tun, indem ich mich auf andere Evidenzen berufe, wie etwa das ontologische Argument und die Bestätigung des jüdischen Monotheismus durch Jesus von Nazareth.
Wie schon gesagt: Bei der Erörterung solcher Fragen haben wir den Atheismus weit hinter uns gelassen. Wenn ich sehe, dass Sie diese letztgenannten Einwände überhaupt vorbringen, Cyrus, bin ich ratlos, denn Sie scheinen mehr daran interessiert zu sein, einen Grund zu finden, dem Argument nicht zustimmen zu müssen, als die Wahrheit zu finden. Man kann immer einen Ausweg aus jedem Argument finden, wenn man bereit ist, einen entsprechend hohen Preis zu zahlen. Aber Sie sollten in Ihr eigenes Herz schauen und sich fragen: „Warum bin ich so sehr darauf erpicht, um jeden Preis die Schlussfolgerung dieses Arguments zu vermeiden? Was treibt mich dazu?“ Ich hoffe, dass Ihr Verstand wirklich so offen ist, wie Sie behaupten.
(Übers.: M. Wilczek)
Link to the original article in English:
[1] Craig, William Lane: Reasonable Faith. Christian Truth and Apologetics, Wheaton/Il 2008: Crossway (3. Auflage).
[2] Zum „Argument vom dritten Menschen“ vgl. Aristoteles, Metaphysik. Schriften zur ersten Philosophie. Übersetzt und herausgegeben von Franz F. Schwarz, Stuttgart 2010: reclam, I. Buch (A), 9.: Kritik an Platons Lehrmeinungen, S. 44 (990b). Das „Argument vom dritten Menschen“ lautet: Wenn es zu jedem Einzelding wieder ein Allgemeines in Form einer "Idee des Dings" gibt, die separat davon existiert, dann sind sich das Ding und seine Idee in gewisser Weise ähnlich; da sie einiges Gemeinsam haben, müsste es zu diesen beiden Elementen wieder eine allgemeine Idee geben. Wenn es neben dem Menschen auch die "Idee des Menschen" gibt, die separat existiert, so müsste es auch die Idee der Idee des Menschen geben, sowie die Idee der Idee der Idee des Menschen, und so weiter. (Anm. d. Übers.)
- William Lane Craig